150 Jahre Berg- und Hüttenschule Leoben
Einzigartig – eine Eigenschaft, welche die Berg- und Hüttenschule seit ihrer Gründung durch Bergingenieur Johann Hippmann im August 1865 in unterschiedlichsten Facetten bis heute beschreibt. Ihre Kernkompetenz in der Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten von der Rohstoff- und Metallgewinnung über die Verarbeitung bis hin zum fertigen Produkt und dem Recycling ist heute noch gefragter als jemals zuvor.
Johann Hippmann hat zu seiner Zeit die Anforderungen der Industrie und Gesellschaft erkannt und mit der Gründung der bis heute privat geführten Berg- und Hüttenschule den Grundstein für unseren heutigen Schulstandort gelegt. War es damals eine bewegte Zeit, die den Pioniergeist entfachte und unzählige Innovationen hervorbrachte, so durchlebte die Schule eine wechselvolle Geschichte um sich immer wieder aufs Neue zu reformieren und unter gemeinsamen Anstrengungen aller Beteiligten bis heute zukunftsweisende Ausbildungsdisziplinen zu bieten.
Vor 150 Jahren bestand die Aufgabe, die Arbeitswelt sicherer und effizienter zu gestalten um Technologien und Produkte hervorzubringen, die das Leben der Menschen lebenswerter machten. Heute besteht die Herausforderung junge Menschen auf die Zukunft vorzubereiten, wo bei veränderten Rahmenbedingungen neue Technologien wieder neue Produkte hervorbringen um letztlich die Ansprüche einer modernen Gesellschaft erfüllen zu können. Beeindruckende Wege, gründend auf zuverlässigem Fundament und immer neuen, erfolgreichen Entwicklungen – das gilt es nun zu würdigen und zu feiern!
Und wie wir es immer getan haben – gemeinsam – mit allen Beteiligten, die mit uns verbunden sind und mit Stolz einen Beitrag zum erfolgreichen Wandel unserer Schule geleistet haben.
Die nachfolgende Einladung findet sich in hoher Auflösung in der rechten grauen Spalte im Downloadbereich!
Liebe Absolventinnen und Absolventen, Geschäftspartner, Förderer, Kollegen sowie Freunde unserer Schule! Wir bedanken uns herzlich für die rege Teilnahme und das große Interesse an der Entwicklung unserer Schule!
Informationen zum Vortragsprogramm
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Helmut Antrekowitsch:
Rohstofftechnik, Metallurgie und Logistik – Fachbereiche für die Zukunft Europas
Leiter des Lehrstuhls für Nichteisenmetallurgie und Studiengangsleiter Recycling an der Montanuniversität Leoben
Die hochentwickelte europäische, aber auch österreichische Industrie hängt besonders stark von der Verfügbarkeit der Ressourcen ab, wobei in diesem Zusammenhang die Metalle eine Sonderstellung einnehmen. Die logistische Vernetzung der einzelnen Stoffströme, die Verfahrenstechnik bei der Gewinnung und Weiterverarbeitung von primären und sekundären Rohstoffen und die Eingliederung in den gesamten Wertschöpfungskreislauf stellen wesentliche Bereiche bei der Herstellung von hochwertigen Produkten dar. Damit die zukünftigen Herausforderungen auf diesem Gebiet erfolgreich bewältigt werden können, ist die gezielte Ausbildung von jungen Menschen in den erwähnten Themenfeldern von entscheidender Bedeutung. Die HTL Leoben weist mit ihren einzigartigen Disziplinen Rohstofftechnik, Metallurgie und Logistik nicht nur die Voraussetzung für eine hochqualitative sowie anwendungsrelevante Lehre auf, sondern schafft es damit, Tradition, Innovation und Zukunftsorientierung hervorragend zu verbinden.
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Robert Galler:
Die Bedeutung der rohstoffreichen Disziplinen für Österreich am Beispiel des Tunnelbaus
Leiter des Lehrstuhls für Subsurface Engineering an der Montanuniversität Leoben
In der Studie „Die volkswirtschaftliche Bedeutung mineralischer Rohstoffe in Österreich“ wurde im Jahr 2007 der jährliche Verbrauch an mineralischen Rohstoffen mit 100,1 Mio. t abgeschätzt. Demnach beträgt der pro Kopf Verbrauch an mineralischen Rohstoffen ca. 12 t/Jahr.
Hauptbestandteile der mineralischen Rohstoffe sind dabei Stoffe wie Sand, Kies, Naturstein, Kalk, Lehm, Mergel, Schiefer, Gips und Industriemehl. Zusätzlich wurde der Gesamtverbrauch in die Gruppe der Natursteine (4,8 Mio. t) sowie Kiese, Sande, Tone und Kaolin (95,3 Mio. t) unterteilt.
Der Großteil des Rohstoffbedarfs kann durch österreichische Lagerstätten gedeckt werden. Ca. 90% der gewonnenen mineralischen Rohstoffe kommen im Hoch- und Tiefbau des Bauwesen als Baustoffe bzw. als Rohstoffe für die Produktion von Bauprodukten zum Einsatz.
Diesem großen Bedarf an mineralischen Rohstoffen steht ein durch unterschiedliche Nutzungsansprüche verminderter Raum für die Produktion (z.B. Steinbrüche) gegenüber. Als Antwort auf die Einschränkung der Zugänglichkeit natürlicher Ressourcen sowie die Ressourcenverknappung hervorgerufen durch die wirtschaftliche Entwicklung, wurde in Österreich durch das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend der „Österreichische Rohstoffplan“ entwickelt.
Parallel zur Sicherung der Vorkommen gibt es auch Bemühungen den Ressourcenverbrauch einzuschränken. Als aktuellstes Beispiel hierfür kann der Ressourceneffizienz Aktionsplan (REAP) genannt werden, der dazu beitragen soll, dass der österreichische Ressourcenverbrauch reduziert wird. Als Ziel wird darin mitunter eine Kreislaufwirtschaft, in welcher mineralische Rohstoffe im Nutzungskreislauf gehalten werden, definiert.
Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Stefan Pogatscher:
Metallische Strukturwerkstoffe der Zukunft – Nanotechnologie, Mobilität und Medizintechnik
Stiftungsprofessur für Werkstofftechnik von Aluminium, Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie, Montanuniversität Leoben
Metallische Strukturwerkstoffe ermöglichen heute nicht nur eine moderne Infrastruktur, Fortschritte in der Nanotechnologie und die Verwirklichung klimaschonender Mobilität, sondern retten mit ihren medizinischen Anwendungen auch Leben.
In den letzten Jahren wurden Legierungen mit immer kleineren Grundbausteinen entwickelt. Diese Größe hat entscheidenden Einfluss auf die Eigenschaften und begrenzt die Abmessungen der herstellbaren Strukturen. In konventionellen Legierungen sind diese Bausteine so dick wie ein Haar, für neue amorphe Metalle liegt man rund hunderttausendmal kleiner. Miniaturisierte mechanische Bauteile wie zum Beispiel Zahnräder oder strukturierte Oberflächen sind damit in bislang unerreicht kleinen Dimensionen darstellbar.
Bei der durch steigende Mobilität der Menschen bedingten Erhöhung der CO2 Belastung kann die Nanotechnologie am Beispiel von Aluminiumlegierungen in Zukunft eine Verbesserung dieser Bilanz hervorrufen. Leichtere Aluminiumfahrzeuge der Mittelklasse befinden sich an der der Schwelle zur Massenproduktion.
Implantate sind ein Beispiel für strukturelle Anwendungen von Metalllegierungen im menschlichen Körper. Neue bio-degradierbare Legierungen aus Magnesium stellen hier eine Besonderheit dar. Diese werden nach dem Heilungsprozess direkt im Körper abgebaut und müssen nicht mehr operativ entfernt werden.